Scores of Matters

http://scores-of-matters.de/

SCORES OF MATTERS ist … … 100 Dinge und vielfach so viele Schatten, die sie werfen. … Dokument einer Praxis und deren Erweiterung. … ein bewegliches Künstlerinnenarchiv. … ein Geflecht rekonstruierter, halluzinierter, ersehnter, behaupteter, erwiesener, möglicher Bezüge und Verhältnisse. … eine Übung im (Verloren-)Gehen und (nicht) wieder (und wieder und wieder) Finden. … lustvoll uneffizient, aber erklärtermaßen nicht benutzer*innenunfreundlich. … ein virtueller Raum, den 100 und mehr Materi(alität)en, darunter auch Menschen, bewohnen. … eine Sammlung glaubhafter Gerüchte und zweifelhafter Dokumente. … eine Realität möglicher Welten. … ein Spiel. … prinzipiell unabgeschlossen …

SCORES OF MATTERS choreographiert ein Spiel in und mit den Prinzipien meiner künstlerischen Praxis, ohne sie festzuschreiben oder still zu stellen. Die NutzerInnen betreten ein dicht besiedeltes No-things-land aus/von/zwischen 100 Objekten – Alltagsgegenstände, technisches Equipment, Kram. Die Dinge weigern sich, ‚einfach‘ zur Hand zu sein. Sie kokettieren mit dem Versprechen von Funktionalität, von praktischem Nutzen und leisten dabei aktiv und passiv Widerstand, sind permanent auf produktive Weise im Weg. Genau deshalb sind sie so wichtige performende und ko-choreographierende Partner*innen (m)einer Arbeit in den letzten 20 Jahren und aus demselben Grund auch das Navigationssystem in SCORES OF MATTERS.

Den Umfang der ursprünglichen Einladung durch die Initiative „Das dynamische Archiv“ (HFK Bremen & Schwankhalle Bremen) sprengt SCORES OF MATTERS durch ein andauerndes Wuchern, das mittlerweile sein eigenes Archiv ausbildet. Trotzdem ist die virtuelle Baustelle, auf der Sie sich in diesem Moment befinden, auch ein Beitrag zu einer wachsenden Online-Sammlung künstlerischer scores, wie er vom Dynamischen Archiv angefragt war. SCORES OF MATTERS ist ein score in Gestalt eines Archivs und ein Archiv in Gestalt eines scores: eine Aufforderung zum Handeln und Händeln für alle, die sich darin bewegen. Entlang unübersichtlicher Wegverläufe, Links und Verknüpfungen im Zickzack kreuz und quer durch das unübersichtliche und zugleich offene Gelände einer Arbeitsweise.

Objekte sind nicht statisch. Sie bewegen. Ballast, Gewicht, Stofflichkeit. Wörtlich und im übertragenen Sinn. Sie treten in SCORES OF MATTERS als ein vielstimmiges hybrides Ensemble auf, zusammen und in Beziehung(en). Auf die Frage, wie Qualitäten, der stoffliche Motor oder die gedankliche Motorik einer Arbeitsweise dokumentiert, verkörpert und zugänglich werden (können), antworten die Mitglieder dieses Ensembles mit einer Flut von Ansichten, Einsichten, Erinnerungen, Imaginationen, Hörensagen und handlings - aus Geschichtsbüchern, Gebrauchsanweisungen, Notebooks. Sie bündeln sie wie Linsen, ziehen sie an wie Magnete. Sie türmen sich auf und bringen einander zu Fall. Bilden Allianzen, Interessengruppen, Störgeräusche.

Künstlerische Arbeit ist als ‚Arbeiten‘ nicht personalisierbar. Eva Meyer-Keller ist nicht der Gegenstand und auch nicht die Autorin von SCORES OF MATTERS, und SCORES OF MATTERS ist keine Repräsentation der künstlerischen Position von Eva Meyer-Keller. Dieses Archiv wird gefüllt und gepflegt von einer Vielzahl von gezielt und unfreiwillig Beitragenden in dinglicher und nichtdinglicher Gestalt, deren Anwesenheit, bewusst oder unwissentlich, etwas bewegt und mitgestaltet hat. Letztlich ist ‚Eva Meyer-Keller‘ auch nur eine Behauptung, eine Picknickbank im Gelände, der Anlass, aber nicht der Grund, warum die Stimmen, Erinnerungen, Fundstücke, Erfindungen und eben: Materien, denen Sie begegnen werden, in Kontakt stehen, ohne womöglich etwas miteinander zu tun zu haben. Das denke ich zumindest. Wer ich bin, die oder eine befreundete Künstler*in, eine Taschenlampe oder eine Kirsche, eine namhafte Philosophin oder der Song einer Band, können Sie nicht wissen. Warum sollten Sie das?

Credits

IDEE, KONZEPT, TEXT & ENTWICKLUNG
Eva Meyer-Keller, Ilya Noé, Emilia Schlosser, Constanze Schellow, Jules Urban

FOTOGRAFIE
Eva Meyer-Keller, Adam Blaufarb

DESIGN & ENTWICKLUNG
Liebermann Kiepe Reddemann

INITIIERT VON
THE DYNAMIC ARCHIVE HfK Bremen, Prof. Andrea Sick , Irena Kukric & Schwankhalle Bremen, Pirkko Husemann

ÜBERSETZUNG
Daniel Belasco Rogers

DANK AN
Sara Wendt

Venues

SCORES OF MATTERS

01.12.2020

initiated by THE DYNAMIC ARCHIVE

SCORES OF MATTERS, WEB, 2020

lecture performance with Eva Meyer-Keller, Ilya Noé and Emila Schlosser

12.12.2019

Schwankhalle Bremen

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