Good Hands
Backen ist Handarbeit. Das zeigt sich zu Beginn von Good Hands, als eine Performerin an ihrem Tisch ein Rezept vorliest und dessen Anweisungen Schritt für Schritt befolgt. Sie greift zielsicher aus dem Regal hinter sich die einzelnen Zutaten heraus, misst alles sorgfältig ab und mischt Mehl, Eier, Butter, Zucker und verschiedene Gewürze zu einem geschmeidigen Teig. Die neben ihr auf dem Tisch installierte Videokamera filmt jeden einzelnen Handgriff; in Großaufnahme flimmern sie über Fernsehbildschirme zu beiden Seiten. Während der Kuchen nun 30 Minuten lang fertig backt, erteilen die vier PerformerInnen den Gästen eine Handarbeitsstunde der besonderen Art: Mit viel Geschick basteln sie an vier Tischen an einer Reihe chemischer, physikalischer und mechanischer Tricks - jede(r) bespielt eine dieser ‚Bühnen’: Wasser und Wein tauschen sich langsam in zwei übereinander stehenden Gläsern aus. Ein brennendes Streichholz wird in eine Glaslasche geworfen, und das entstehende Vakuum saugt ein Ei ins Flascheninnere. Ein Kaubonbon lässt Cola wie eine Fontäne aus ihrer Flasche schießen. Und aus angezündeten Teebeuteln werden kleine Raketen, die leuchtend in die Höhe steigen. Good Hands spielt mit der oft an das Theater herangetragenen Erwartungshaltung der Unterhaltung. Die Einfachheit der Handgriffe und die Alltäglichkeit der Materialien stehen zu den reißerischen Effekten der Küchentischmagie in Kontrast und provozieren Staunen und Gelächter über das Rätselhafte im Allzubekannten. Was hier geschieht, ist klein und einfach - nicht viel anders als das, was Kinder begeistert austüfteln oder was in lustiger Runde beim Kneipenabend zum Besten gegeben wird. Dabei wird, gegenläufig zu der Effektivität kurzweiliger Unterhaltungsdramaturgie, jeder Handlung ihre eigene Zeitlichkeit und ihr eigenes Tempo zugestanden – sei es das Backen und Verzieren eines Kuchens oder das Vorbereiten und Durchführen eines Tricks. Die Kuchenherstellung und die Experimente aus der Speisekammer-Physik treffen sich als Prozesse des Mischens von Zutaten, die aufeinander reagieren und so ihren Zustand verändern. Am Ende zeigt der köstliche Duft aus dem Ofen die abgeschlossene Transformation des Kuchens vom Anfang an, der sich dann noch ein weiteres Mal verwandelt: in ein kunstvoll verziertes Pfefferkuchenhaus. Doch wer sich schon auf die Verkostung freut, geht nur einem letzten Streich auf den Leim...
Credits
IDEE
Eva Meyer-Keller
MIT
Oliver Benn, Eva Meyer-Keller, Irina Müller, Hanna Sybille Müller, Rico Repotente, Sean Reynard, Skadi Schulz
KÜNSTLERISCHE UNTERSTÜTZUNG
Alice Chauchat, Martin Nachbar, Goor Zankl
DANKE AN
Stuk (Leuven), Juan Dominguez, Daniel Belasco Rogers, Litò Walkey
Produziert von Festival a/d Werf (Utrecht) und KunstenFESTIVALdesArts. Unterstütz von Goethe-Institut.
FOTO
Gaetano Cammarota F.I.S.Co. 09 - Festival Internazionale sullo Spettacolo Contemporaneo
, Bologna 17>23 aprile 2009
Venues
GOOD HANDS
22.06.2013—23.06.2013
Transfabrik, Théatre de la cité, Paris (FR)
GOOD HANDS
16.03.2013
Dansfabrik, Le Quartz, Brest (FR)
GOOD HANDS
24.10.2009
Perfect Performance Festival, Dansens Hus, Stockholm (SE)
GOOD HANDS
01.06.2006
La Casa Encendida, Madrid (ES)
GOOD HANDS
01.06.2006
Le Vivat, Armentiers (FR)
GOOD HANDS
01.06.2006
La Maison Folie de Wazemmes, Lille (FR)
GOOD HANDS
30.11.2005—02.12.2005
Fondation Cartier, Paris (FR)
GOOD HANDS
28.10.2005—30.10.2005
Klapstuk Festival, Leuven (BE)
GOOD HANDS
25.05.2005—28.05.2005
Kunstenfestivaldesarts, Brussels (BE)
GOOD HANDS
19.05.2005—22.05.2005
Festival a/d Werf, Utrecht (NL)