Things on a Table
THINGS ON A TABLE beginnt mit einem Tisch im Dunkeln. Auf diesem Tisch - einer metaphorischen Tabula rasa - werden gewöhnliche Alltagsgegenstände, Papier, Milch, Tinte, ein Apfel, ein Glas Wasser, zu einer Reihe von Assemblagen verarbeitet, zu kompositorischer Exaktheit genötigt und von einer an einen Projektor angeschlossenen Kamera beleuchtet und eingerahmt. Nichts bleibt dem Betrachter verborgen, die Projektion vergrößert sogar jedes Detail des Entstehungsprozesses. Und doch entstehen überraschende, tiefgründige und traumhafte Tableaus, die an Stillleben-Vanitas aus dem 17. Jahrhundert und wissenschaftliche Demonstrationen aus dem 18. Jh. erinnern. Der Text der Performance ist dem Gertrude Stein Stück Objects Lie On a Table von 1922 entnommen, in dem ihr begrenztes Vokabular zerhackt und zu einer Komposition aus rhythmischen Elementen umarrangiert wird. Die Sprache wird von ihrer üblichen Aufgabe der Darstellung befreit und als Material zum Spielen und Gestalten verwendet. Steins Text, der von der Künstlerin und Musikerin Katrin Hahner während des Stücks live gesprochen wird, erinnert an die Methoden ihres kubistischen Kreises, der Sprache und Blickwinkel zu neuen Kompositionen aufbricht und den Raum zwischen dem Visuellen, dem Musikalischen und dem Verbalen überbrückt. In THINGS ON A TABLE beginnen sich in den Assoziationen von Alltagsgegenständen Fragen zur Kunstgeschichte und zur bürgerlichen Obsession mit dem Besitz und der Anordnung von Gegenständen, zu Geschlecht und Repräsentation sowie zu ökologischen und ethischen Fragen zu verdichten. Ein Wirbel von Landschaften, Umbrüchen und Verwandlungen bildet sich gleichzeitig vor dem Publikum und der nicht blickenden Kamera. Die Perspektive wechselt zwischen Mikro- und Makroebene, so dass die Gegenstände auf dem Tisch Dimensionen und Bedeutungen annehmen, die weit über ihre bescheidenen, erkennbaren Formen hinausgehen.
Das Stück ist ein Zusammentreffen von Disziplinen, zu denen die interdisziplinären Künstlerinnen eine tiefe Verbindung haben. Performance und Fotografie werden hier nicht nur als Techniken eingesetzt, sondern das Gestenrepertoire der fotografischen Bildproduktion erhält eine choreografische Bedeutung. Choreografien entstehen aus der Zusammenstellung von Objekten, die von der Kamera beobachtet werden, aber auch aus den Bewegungen der Menschen, die diese Zusammenstellungen schaffen, indem sie Objekt, Licht und Kamera arrangieren - wie Alchemisten, die aus alltäglichem Material das Magische herausholen.
Credits
KONZEPT & PERFORMANCE
Uta Eisenreich, Eva Meyer-Keller
STIMME & SOUND
Katrin Hahner
TECHNISCHE LEITUNG
Björn Stegmann
KLEIDUNG
Elisa van Joolen
PRODUKTION
Alexandra Wellensiek
KOPRODUKTION
PACT Zollverein (Essen), Internationales Figurentheater-Festival (Erlangen), MDT (Stockholm), EdB Projects (Amsterdam), Mondriaan Fonds (NL) supported by NATIONALES PERFORMANCE NETZ (NPN) Koproduktionsförderung Tanz aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags
Venues
THINGS ON A TABLE
08.09.2016—09.09.2016
MDT, Stockholm (SE)
THINGS ON A TABLE
09.05.2015—10.05.2015
19. Internationales Figurentheaterfestival Erlangen, Erlangen (DE)
THINGS ON A TABLE
14.02.2015
Ellen de Bruijne Projects, Amsterdam (NL)
THINGS ON A TABLE
24.10.2014
Fiac, Paris (FR)
THINGS ON A TABLE
08.10.2014
Minoriten, Steirischer Herbst, Graz (AT)