Death is Certain | video
Auf einem Tisch liegen, pedantisch angeordnet, an die hundert Gegenstände aus Küche und Werkzeugkasten. Neben ihnen wurden 36 Kirschen plaziert, aufgereiht in einer exakten Formation. Die in Schwarz gekleidete Performerin bindet sich mit ruhigen Bewegungen eine weiße Schürze um, nimmt eine Kirsche und befreit sie von ihrem Stiel. Sie wählt eine Packung Zahnseide sowie eine Rolle Klebeband aus. Beides legt sie auf einem zweiten Tisch ab, dann reißt sie ein längeres Stück Zahnseide ab, bindet den Faden um die Kirsche, und klebt das andere Ende des Fadens an der Tischkante fest. Nur einen kurzen Moment wird die Kirsche an der Kante abgelegt - dann stößt die Performerin sie sanft in die Tiefe: Die Kirsche fällt abrupt und baumelt in der Luft am zahnseidenen Faden. Schon ist die nächste Kirsche an der Reihe: Sie wird mit Klebeband an einem Stein befestigt, um in einem mit Wasser gefüllten Plastikbecher zu ertrinken. Die Dritte ereilt die Vierteilung durch weiße Plastikhaarklammern; zurück bleibt ein Blutbad auf der Tischdecke. Nummer Vier wird gehäutet, doch nicht genug: Auf das rohe Fleisch kommt noch eine Prise Salz ...
Aktion folgt auf Aktion: Blut fließt, Haut reißt ein, Körper platzen auf, werden zerquetscht, elektrisiert oder verbrannt. In Death is Certain entwirft Eva Meyer-Keller 36 Mini-Szenarien von Folter und Hinrichtung, in denen sich die makellosen kleinen Körper der Früchte zunehmend zu menschlichen Identifikationsfiguren transformieren. Alltägliche Haushaltsgegenstände werden zu Todeswerkzeugen, und am Ende gleicht der vormals klinisch saubere Tisch einem Schlachtfeld. Die tableau vivants spielen mit individuellen Assoziationen und kollektiver Bilderinnerung aus dem Fundus literarischer und filmischer Tode, aber auch der medialen ‚Realität‘ von Krieg und Hinrichtung. Mit performativer Sensibilität und handwerklicher Sorgfalt an- und zugerichtet, werden sie zu Projektionsflächen für die Fantasien der BetrachterInnen. Dabei verspiegeln sich das Alltägliche und das spektakulär Brutale ineinander: Das demonstrativ Harmlose verkehrt sich in sein Gegenteil und birgt gerade in dieser Gleichzeitigkeit eine absurde, politisch brisante Komik, die die Frage der Verantwortung auf den ZuschauerInnenblick zurückwirft.
Credits
IDEE
Eva Meyer-Keller
MIT
Eva Meyer-Keller or Irina Müller, Hanna Sybille Müller, Christina Röfer
PRODUKTION
Eva Meyer-Keller
DANKE AN
Alexandra Bachzetsis, Juan Dominguez, ette Edwardsen, Cuqui Jerez, Martin achbar, Rico Repotente, Vooruit (Gent), tuk (Leuven)
FOTO
Hervé Véronèse
Venues
DEATH IS CERTAIN
01.06.2007—01.07.2007
Ausstellung "Schmerz", Hamburger Bahnhof, Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité, Berlin (DE)
DEATH IS CERTAIN
01.09.2006
Vivid, Birmingham (UK)
DEATH IS CERTAIN
01.09.2007—30.09.2007
Lucky Loft Galerie, Hamburg (DE)
DEATH IS CERTAIN
01.08.2006—30.08.2006
Dance Theatre Coalition, Salt Lake City, Utah (US)
DEATH IS CERTAIN
01.05.2006—30.05.2006
Stichting Noordkaap, Dordrecht (NL)
DEATH IS CERTAIN
01.02.2006—02.03.2006
Transmediale, Akademie der Künste, Berlin (DE)
DEATH IS CERTAIN
01.11.2005—30.11.2005
Serralves Museum of Contemporary Art, Porto (PT)
DEATH IS CERTAIN
01.09.2005
VideoDance Festival, Tessaloniki (GR)
DEATH IS CERTAIN
01.06.2005
Out-Lounge, Takatsu Building, Tokyo (JP)