BOCHUM - Fasziniert und mit unverhohlenem Vergnügen beobachtet das Publikum, wie die elektrischen Kontakte an dem stumm und reglos daliegenden Opfer angebracht werden. Dann wird eine Stromverbindung hergestellt, und binnen weniger Sekunden sprühen Funken. Das Surren von Elektrizität erfüllt den Raum. Rauch steigt auf, und das Fleisch beginnt zu kochen. Und dann ist da noch dieser Geruch. Es riecht nach... angebrannter Kirsche.
Denn das, was da gerade mit 220 Volt malträtiert wird, ist nichts anderes als eine saftige reife, rote Kirsche, Teil des Werkes “Death is Certain” (Der Tod ist sicher) der Berliner Performancekünstlerin Eva Meyer-Keller. Gezeigt wurde die Performance am Donnerstag und Freitag im Schauspielhaus im Rahmen des vom Institut für Theaterwissenschaften der Ruhr-Universität und dem Siemens Arts Program in Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus veranstalteten Symposiums “Politik der Vorstellung”, auf dem Wissenschaftler und Künstler darüber diskutieren, was es heute heißt, politisch Theater zu machen.
"Death is Certain" vereint die Schlagworte Politik und Vorstellung auf äußerst makabere Weise. Hier sterben 34 Kirschen nacheinander die unterschiedlichsten Tode. Sie werden verbrannt, vergiftet, aufgespießt und sogar mittels Voodoopuppe aus Knetmasse gequält. Aber “das, was ich hier mache, ist eigentlich ganz harmlos”, so Eva Meyer-Keller, “Es wird nur in der Phantasie des Publikums zu Mord und Gewalt.” "Eine Performance kann auch als Diskussionsbeitrag verstanden werden", begründet meint Joachim Gerstmeier, Projektmanager für Performing Arts im Siemens Arts Program, die Einbindung künstlerischer Beiträge in das Symposium. Er sieht in dem Stück den Ausdruck einer “Politik der Mittel”.
Die anfängliche Intention der Künstlerin war jedoch keinesfalls politisch. sondern baute darauf auf, dass in Märchen Gegenstände oft eigenes Leben haben und die Figuren immergleiche Projektionsflächen für eigene Erfahrungen und Phantasien bilden. “Ich wollte ein Puppenspieler sein”, sagt sie, "der eine Leinwand bietet, um Gedanken darauf zu projizieren." Und wie sich herausstellte, eignete sich das Thema Tod dafür am Besten.